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Veranstaltungsbericht |

Bericht zur Thementagung "Bildungszugänge für Flüchtlinge gestalten"

Mit einer Thementagung zu dieser aktuellen Frage ist die Transferagentur RLP-SL am 28. Januar 2016 in Ludwigshafen in das neue Jahr gestartet. Über einhundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus mehr als dreißig Kommunalverwaltungen, dazu Vertreter aus Kammern und der Schulaufsicht machten bei der bisher größten Veranstaltung der Transferagentur RLP-SL den enormen Handlungsdruck auf kommunaler Ebene im Bereich der Integration durch Bildung deutlich.

In Ihrer Begrüßung stellte Dr. Katja Wolf, Leiterin der Transferagentur RLP-SL, denn auch die zahlreichen Herausforderungen an die beteiligten Akteure der integrierenden Bildungsarbeit heraus. Sie betonte aber auch, dass das Thema der Integration durch Bildung und die gezielte Entwicklung  bedarfsgerechter Bildungsangebote für Neuzugewanderte kein neues ist. Die Arbeit zur Strategieentwicklung und Schaffung von Handlungsoptionen steht daher nicht am Anfang, es gibt Maßnahmen, die sich als hilfreich erwiesen haben und Modelle, die anknüpfungsfähig sind.

Sprache, Bildung und Teilhabe für Flüchtlinge – Stadt Ludwigshafen am Rhein

Bürgermeister Wolfgang van Vliet eröffnete als Vertreter der gastgebenden Kommune mit der Vorstellung des städtischen Rahmenkonzepts der Flüchtlingsarbeit in Ludwigshafen den inhaltlichen Teil der Veranstaltung. Die Stadt setze auf die dezentrale Unterbringung von Neuzugewanderten und biete frühzeitig Sprachkurse an, welche die Problematik der Beschäftigung und Langeweile in den Unterkünften abmildern und einen Tagesrhythmus schaffen.

Van Vliet betonte die Notwendigkeit außerschulischer Förderung für Kinder und Jugendliche, die auch die Eltern einbezieht. Durch Lücken in der schulischen Zuständigkeit oder durch Flucht und Unterrichtsausfall bestehe hier dringender Förderbedarf, damit diese Kinder die Chance hätten, die Fachkräfte von morgen zu werden. Integrationsbegleiter als „Brückenbauer“ spielten in diesem Zusammenhang eine wichtige Rolle.

Zum Abschluss appellierte van Vliet an Bund und Land, den Kommunen Ermessensspielräume zu gewähren, um handlungsfähig zu bleiben und vor Ort Lösungen zu finden. Auf Dauer seien verlässliche Strukturen, systematische Förderung und eine gesicherte Finanzierung notwendig.

Rechtliche Rahmenbedingungen flüchtlingsbezogener Bildungsarbeit – Caritasverband Diözese Osnabrück e.V.

Den theoretischen Rahmen spannten die beiden Impulsvorträge am Vormittag. Für Teilnehmende aus bildungsrelevanten Bereichen, die in ihren Aufgabenbereichen durch die aktuelle Situation die Integration Neuzugewanderter verstärkt in den Blick nehmen, bot Dr. Barbara Weiser vom Caritasverband für die Diözese Osnabrück e.V. zunächst einen Überblick zu rechtlichen Rahmenbedingungen flüchtlingsbezogener Bildungsarbeit. Ihre umfassende Präsentation können Sie hier nachlesen.

Bildungszugänge für Flüchtlinge als Herausforderung für das kommunale Bildungsmanagement – Weinheimer Initiative

Mit der Einordnung der Frage der Integration durch Bildung in den Kontext eines kommunalen Bildungsmanagements rundete Dr. Wilfried Kruse, Arbeitsgemeinschaft Weinheimer Initiative, mit einem weiteren Impulsvortrag den Vormittag ab. Die Integration von Flüchtlingen sei eine Zukunftsaufgabe für Kommunen, man dürfe sich aber von der Flüchtlingsfrage nicht überwältigen lassen und die Lösung dieser Aufgabe dürfe auch nicht zu Lasten anderer gehen.

Kommunale Koordination bringt relevante Akteure zusammen. Kommunale Integrationszentren können dazu beitragen verschiedene Handlungsfelder in der Verwaltung für die Bedarfe im Bereich Migration und Integration aufzuschließen. Bildung sei ein wichtiges Feld in der Flüchtlingsfrage; die Flüchtlingsfrage sei aber nicht mit der Bildungsfrage gleichzusetzten, so Kruse.

Die individuelle Situation der Geflüchteten sei zu berücksichtigen. Der oft vorhandene Bildungswille sei aufgrund emotionaler Erfahrungen sehr zerbrechlich. Regelmäßiger Schulbesuch alleine sei in diesen Situationen nicht ausreichend und eine Zusammenarbeit mit der Jugendberufshilfe aber auch mit den Jugendberufsagenturen dringend erforderlich. Benachteiligung, so Kruse, sei keine Eigenschaft, sondern die Folge von Prozessen. Umso wichtiger sei daher eine kommunale Koordinierung von Bildungsaktivitäten.

Auch zur öffentlichen Debatte um einen möglichen Beitrag von Flüchtlingen zur Fachkräftesicherung in der Bundesrepublik äußerte Kruse deutliche Bedenken. Die heterogenen (Bildungs-)biographien junger Flüchtlinge stellen unterschiedliche Herausforderungen an ein kommunales Bildungsmanagement. Wie auch bei deutschen Kindern werde es „Selbstläufer“ geben, die es alleine schaffen, diejenigen, die mit Anleitung erfolgreich sein können und die Risikogruppe derer, die durch prekäre Lebensverhältnisse und/oder lange Phasen ohne Schulbesuch gefährdet seien. Tendenzen zur Milieubildung und die Gefahr gesellschaftlicher Randständigkeit Jugendlicher müsse offen thematisiert werden.

An dieser Stelle sei ein kommunales Bildungsmanagement gefordert, etwa um Bildungspläne mit Blick auf entstehende Gruppen anzupassen, in der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, insbesondere beim Thema Ausbildung; „Berührungsängste“ mit der Wirtschaft seien hier fehl am Platz, so Kruse. Ebenso müssten Migranten selbst als Kooperationspartner eingebunden werden.

Politische Rahmenbedingungen

Am Nachmittag erläuterten Antonio Baranelli, vom Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen, Rheinland-Pfalz, und Willi Kräuter, vom Ministerium für Bildung und Kultur des Saarlandes die politischen Rahmenbedingungen für Bildungszugänge Neuzugewanderter und präsentierten Schwerpunkte und Maßnahmen der Integrationsarbeit im Bildungsbereich ihres jeweiligen Bundlandes.

Neuzugewanderte Kinder und Jugendliche beim Zugang zu Bildung unterstützen – Stadt Münster

Mit den anschließenden Beispielen aus der Praxis wurden kommunale Lösungsansätze aufgezeigt, um praktische Ideen für die Zusammenarbeit und den Austausch zu bieten. Im ersten Praxisvortrag skizzierte Aud Riegel vom kommunalen Bildungsmanagement der Stadt Münster die Herangehensweise in Ihrer Stadt. Durch die Bildung einer Arbeitsgruppe im Auftrag des Stadtrates seien zunächst Themenfelder im Bereich Integration durch Bildung mit dringendem Handlungsbedarf identifiziert worden. Als zentrales Feld habe sich hier die Beschulung neuzugewanderter Kinder und Jugendlicher in Regelschulen herauskristallisiert. Wichtig sei ihnen insbesondere die Orientierung an der Familie, die einen entscheidenden Faktor für den Bildungserfolg junger Geflüchteter darstelle. Zu den Zielsetzungen gehöre es daher, Eltern zu befähigen das deutsche Schul- und Ausbildungssystem zu verstehen, um selbst Entscheidungen treffen zu können.

Zum Gelingen eines solchen Ansatzes kann kommunales Bildungsmanagement durch den Aufbau einer tragfähigen Unterstützungsstruktur sowie durch ein multiprofessionelles und mehrsprachiges Berater-Team beitragen. Besonders hob Riegel die Rolle von Sprach- und Kulturvermittlern hervor. Unterstützung erfahre das kommunale Bildungsmanagement durch die Stadt Münster, die viel Geld in den Bereich investiere.

Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit – ZIB Saarbrücken

Die Zusammenarbeit zwischen Hauptamtlichen und Ehrenamtlichen in der Flüchtlingsarbeit, deren Vorteile und Stolpersteine waren Thema des Praxisimpulses von Veronika Kabis vom Zuwanderungs- und Integrationsbüro (ZIB) der Stadt Saarbrücken. Die Einbindung ehrenamtlich Tätiger kann einen Beitrag zur Stärkung gesellschaftlicher Solidarität in der Flüchtlingsfrage leisten. Richtig sei, dass ehrenamtliche Helfer mit eigenen Interessen und Motivationen auftreten; ihre Aufgabe sei es nicht den Hauptamtlichen „zur Hand zu gehen“, so Kabis. Hauptamtliche könnten die Arbeit mit Ehrenamtlichen daher als zusätzliche Belastung empfinden. Es besteht in dieser Hinsicht Frustrationspotential auf beiden Seiten, das die Koordination erschwert.

Eine weitere Schwierigkeit seien Erwartungshaltungen an Neuzugewanderte. Flüchtlinge müssten aber auch die Freiheit haben Angebote abzulehnen. Darüber hinaus sollte der Umgang mit Traumatisierung eine behördliche Angelegenheit bleiben, so Kabis, da hier entsprechende Kompetenzen benötigt werden. Eine Verwaltung müsse aber auch aushalten, dass Ehrenamtliche Missstände aufzeigen.

Im Fazit stellte Kabis fest, dass Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit gebraucht werden. Die Erfahrung zeige aber, dass eine zentrale Steuerung der Ehrenamtsarbeit von oben kaum möglich sei. Die Zusammenarbeit der Ehrenamtlichen mit den Hauptamtlichen könne allerdings durch Informationsaustausch und fortlaufende Kommunikation erleichtert werden. Grundsätzlich gelte, dass gutes Ehrenamt auch hauptamtliche Strukturen brauche.

In einer offenen Runde konnten Teilnehmer anschließend frei ihre Fragen an die Referenten richten. Zum Abschluss des Tages stellte Frau Dr. Wolf das neue BMBF-Förderprogramm „Bildungskoordination für Neuzugewanderte“ vor und erläuterte die Leistungen der Transferagentur in diesem Zusammenhang.

Weitere Materialien von der Veranstaltung finden Sie auf unserer Webseite. Den Videomitschnitt von Dr. Wilfried Kruses Vortrag können Sie sich hier ansehen.


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