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Im Interview: Tobias Clanget

Im Interview sprechen wir mit Tobias Clanget, Bildungsmanagement und -monitoring im Landkreis Saarlouis, über die Veröffentlichung des ersten Bildungsberichtes im April 2021 und darüber, wie die Erkenntnisse aus dem Bericht genutzt werden, um die Bildungslandschaft des Landkreises weiterzuentwickeln.


Herr Clanget, wir beglückwünschen Sie zur Veröffentlichung des ersten Bildungsberichtes des Landkreises Saarlouis. In den Bericht sind Bildungsdaten aus fast einem Jahrzehnt geflossen. Was waren die wichtigsten Meilensteine auf diesem Weg?

Zum ersten Mal liegt der Fokus einer Berichterstattung nicht auf einzelnen Teilbereichen der Bildungslandschaft, sondern auf den Zusammenhängen zwischen den Bildungsabschnitten und ihren Einflussfaktoren. Die hierbei größte Herausforderung lag im Ziehen der thematischen Richtschnur, die wir in Abstimmung mit Fachämtern und Hausspitze finden und definieren mussten. Das war vermutlich größte Herausforderung und größter Meilenstein zugleich. Bei der Erstellung des Berichts hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass das Thema Bildung im Haus als zuständigkeitsübergreifende Gemeinschaftsaufgabe wahrgenommen wurde. Seitdem ist auch die Nachfrage nach dem Bildungsmonitor – der Saarlouiser Bildungsdatenbank – stark angestiegen.

Landrat Patrik Lauer hat den Bildungsbericht als Sichtbarmacher bezeichnet – welche Aspekte, regionalen Facetten, vielleicht auch Problemlagen oder Erfolge hat der Bericht sichtbar machen können?

Im Bericht selbst offenbaren sich den Leserinnen und Lesern einerseits Fakten, die zwar als "Bauchgefühl" in der Gesellschaft wahrgenommen werden, denen bis dato aber die Datengrundlage fehlte, um sie mit der angemessenen Dringlichkeit zu diskutieren. Explizit betrifft dies den starken Rückgang der Nachfrage nach beruflicher Bildung, den Trend zur Ganztagsbetreuung ab dem ersten Lebensjahr und die wirtschaftliche Abhängigkeit der Region von der Stahl- und Automobilbranche, die durch Klimapolitik, Digitalisierung und Globalisierung stark unter Druck geraten ist. Auf der anderen Seite finden sich im Bericht viele Aspekte, die so von den Leserinnen und Lesern erst entdeckt werden müssen. Hierbei denke ich vor allem an die Leistungsfähigkeit unserer Schullandschaft und die Herausforderungen, die sich aus den gesellschaftlichen Veränderungen in den kommenden Jahren ergeben werden.

Um den Bericht aufzulockern, haben wir in jedem Kapitel Infoboxen platziert, die über besondere Angebote und Leistungen der Kreisverwaltung in den einzelnen Bildungsbereichen berichten.

Ein wichtiges Ziel der Bildungsberichterstattung und des Bildmonitorings ist das Schaffen von Transparenz. Welche Rolle hat dieser Aspekt bei der Gestaltung des Berichts gespielt? Und wie stellen Sie sicher, dass die relevanten Zahlen und Fakten bei der Zielgruppe ankommen?

Echte Transparenz zu schaffen ist eine Mammutaufgabe. Um sie zu erreichen, müssen viele Voraussetzungen erfüllt sein. Unser erster Bildungsbericht ist aber definitiv eine wichtige Station auf diesem Weg.

Er hilft dabei, in der Bevölkerung ein Bewusstsein für Themen und Trends im Bildungsbereich zu schaffen. Das ist sehr wichtig, da Transparenz erst durch die Wiedervorlage und die damit verbundene Überprüfbarkeit der getroffenen Maßnahmen entsteht. Umso mehr Aufmerksamkeit diese Themen erhalten, desto größer ist also die Wahrscheinlichkeit, dass Verbesserungen erreicht werden.

Wir wollen diesen Impuls nun nutzen und die nächsten Hürden auf dem Weg zu echter Transparenz überwinden. Dazu werden wir in den nächsten Berichten das Indikatorsystem des Anwendungsleitfadens in teilweise angepasster Form in der Verwaltung und der Bildungsdatenbank implementieren. Außerdem werden wir bei Folgeprodukten den räumlichen Fokus zunehmend auf die Gemeindeebene verlagern. Dies wird unweigerlich zu Diskussionen in den Verwaltungen aber auch zu einem öffentlichen Diskurs führen.

Die Stabsstelle Bildung nimmt eine zentrale Rolle in der Bildungsplanung des Landkreises ein. Welchen Einfluss hat das Bildungsmonitoring bereits auf die Entwicklung der Bildungslandschaft in Saarlouis nehmen können? Wie nutzen Sie nun die Erkenntnisse aus dem Bildungsbericht, um neue Veränderungen anzustoßen?

Die Gegebenheiten und Anforderungen an ein Bildungsmonitoring unterscheiden sich stark zwischen den Kommunen. Im Landkreis Saarlouis hat sich frühzeitig herausgestellt, dass das Bildungsmonitoring dann seine Wirkung am besten entfalten kann, wenn es die Fachämter bei ihrer Arbeit unterstützt. Deshalb wirkt die Arbeit des Bildungsmonitorings bei der Entwicklung der Bildungslandschaft kontinuierlich mit. Die zentrale Haltung und Akquise von bildungsrelevanten Daten und ihre systematische Bereitstellung und Auswertung erleichtern den Fachämtern die Arbeit ungemein. Zunehmend besteht unsere Unterstützung inzwischen darin, dass wir digitale Lösungen für die Bewältigung der regelmäßig anfallenden Aufgaben der Fachämter erarbeiten. Dabei kann es sich beispielsweise um möglichst nutzerfreundliche Lösungen zur Datenerhebung handeln, für die Fachämter oftmals nicht das nötige Knowhow mitbringen können.

Zum Abschluss dürfen wir Sie auf die grüne Wiese schicken: Wie würden sie das Bildungsmonitoring im Landkreis Saarlouis mit unbegrenzten Ressourcen und der nötigen politischen Unterstützung bis zum Jahr 2030 weiterentwickeln?

Ich wünsche mir, dass das Bildungsmonitoring perspektivisch personell besser ausgestattet wird, um die zunehmende Zahl an Aufgaben und Anfragen ohne allzu großen zeitlichen Verzug abarbeiten zu können. Außerdem fände ich es sehr sinnvoll, den Zuständigkeitsbereich des Monitorings auf weitere Bereiche der Verwaltung wie Immobilienmanagement und Finanzen zu erweitern und zu einem Zentralmonitoring weiterzuentwickeln. Erste Entwicklungen in diese Richtung lassen sich bereits heute erkennen.

Darüber hinaus sehe ich großes Entwicklungspotential des Bildungsmonitorings durch die Einführung von regelmäßigen, digitalen Umfragen unter Schülerinnen und Schülern, Eltern und Interessenvertretungen, um möglichst früh Entwicklungen und neue Trends zu erkennen und in die Arbeit der Kreisverwaltung einfließen zu lassen.

Abgesehen vom obligatorischen „Mehr ist immer besser“ wünsche ich mir, dass wir es schaffen, nicht nur im Bereich des Bildungsmonitorings, eine zeitgemäße Datenkultur in der Verwaltung zu etablieren. Darunter verstehe ich, dass die Mitarbeitenden ein solides Verständnis von Datenhaltung und -bearbeitung entwickeln und wir es so schaffen, Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten.

Am wichtigsten ist mir jedoch, dass wir in Zukunft – auch über Personalwechsel und Wahlen hinweg – nicht aufhören, am Ziel echter Transparenz im Bildungsbereich zu arbeiten.

Tobias Clanget

Bildungsmangement und -monitoring

Landratsamt Saarlouis
Kaiser-Wilhelm-Straße 4 - 6
66740 Saarlouis

06831/444-613
tobias-clanget@kreis-saarlouis.de

Kontakt

Regionalagentur Kommunales Bildungsmanagement Rheinland-Pfalz – Saarland

Domfreihof 1a | 54290 Trier

fon 0651 · 46 27 84 · 0
fax 0651 · 46 27 84 · 99

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