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Spitzengespräch 2023 - Die Kommune am Steuer: Standort, Bildung, Fachkräfte

Mit Bildung zur Fachkräftesicherung

Spitzengespräch mit kommunalen Führungskräften zeigt: Fachkräftesicherung braucht kommunale Netzwerke und Ansätze in der Bildung.

Die nachhaltige Sicherung des Fachkräftebedarfs ist für Landkreise und Städte nur mit individuellen Strategien und Investitionen in Bildung zu schaffen, so der Tenor kommunaler Spitzenkräfte im Rahmen einer Veranstaltung zum Thema Fachkräftesicherung im historischen Wasems Kloster Engelthal in Ingelheim am Rhein. Landrät:innen, (Ober-) Bürgermeister:innen und weitere kommunale Führungskräfte aus 26 Kommunen in Rheinland-Pfalz und dem Saarland diskutierten gemeinsam mit Vertreter:innen der zuständigen Ministerien beider Bundesländer über die Schlüssel für eine wirksame Fachkräftesicherung der Landkreise und Städte und Schritte zu deren Umsetzung.

Gegebenheiten vor Ort nutzen

Verfügbare und passende Mitarbeitende sind grundlegend für den wirtschaftlichen Erfolg regional ansässiger Unternehmen. Die rheinland-pfälzische Bildungsstaatssekretärin Bettina Brück setzt daher unter anderem auf frühe MINT-Bildung und die Ausbildung von Nachwuchskräften. „Damit ausreichend Kinder und Jugendliche eine Ausbildung oder ein Studium in einem Bereich mit erhöhtem Bedarf anstreben, müssen wir das Interesse für diese Themen wecken. Rheinland-Pfalz hat diese Notwendigkeit früh erkannt, schon Ende 2016 hat das Bildungsministerium seine MINT-Strategie gestartet. Mit den MINT-Regionen setzen wir auf regionale Netzwerke, die die Gegebenheiten vor Ort nutzen. Darauf aufbauend bringt eine regional vernetzte Berufsorientierung Schulen mit Arbeitgebern zusammen, damit alle Jugendlichen den passenden Beruf für sich in der Region finden“, so Brück.

Schlüssel zum Erfolg

Dr. Katja Wolf, Leiterin der Transferagentur, machte deutlich, dass der Aufbau einer vernetzen, kommunalen Fachkräftestrategie ein wichtiger Schlüssel für den Erfolg der Fachkräftesicherung in den Kommunen ist. „Nur wenn Verwaltungen mit Schulen, Unternehmen und weiteren Bildungsakteuren zusammenarbeiten, können Kommunen mit ihrer Fachkräftestrategie wirklich erfolgreich sein“, so Wolf. „Der inzwischen in vielen Kreisen und Städten erfolgreich erprobte Ansatz des kommunalen Bildungsmanagements lässt sich auf den Bereich der Fachkräftesicherung übertragen und bietet das Fundament für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.“

Gekommen, um zu bleiben

Der Landkreis Bernkastel-Wittlich hat genau das umgesetzt und in dem für die Region besonders wichtigen Bereich des Hotel- und Gaststättengewerbes ein Netzwerk für die Ausbildung Neuzugewanderter geknüpft. „Wir möchten junge neuzugewanderte Menschen beruflich und gesellschaftlich integrieren und schaffen dafür gemeinsam mit unseren Partnern die Rahmenbedingungen. Zugleich wirken wir damit dem Fachkräftemangel aktiv entgegen“, erklärte Landrat Gregor Eibes. „Nach erfolgreichem Start im Gastgewerbe wollen wir die Erkenntnisse auch auf weitere Bereiche wie Handwerk und Pflege übertragen. Aber auch in andere Regionen kann unser Ansatz leicht transferiert werden“, so Eibes weiter.

Den Nachwuchs im Blick

Der Landkreis Merzig-Wadern setzt auf eine umfangreiche Berufsorientierung, die eine Förderung der Ausbildungsreife in den Schulen, umfassende analoge und digitale Informationsangebote und eine kreative Ansprache junger Menschen verknüpft. Peter Wilhelm, Leiter der Stabsstelle Regionale Daseinsvorsorge des Landkreises Merzig-Wadern stellte die vier Säulen der Berufsorientierung im Landkreis Merzig-Wadern vor: Das kommunale Übergangsmanagement mit Potentialanalysen, Eignungstests und begleitender Einzelberatung, die jährliche Ausbildungsmesse, den Ausbildungsatlas und das Comicprojekt ‚Ein Traum von einem Beruf‘.  „Wir wollen Jugendliche nicht nur punktuell beraten, sondern über einen längeren Zeitraum in der Berufsorientierung begleiten und stimmen verschiedene Angebote gezielt aufeinander ab. Darin und in einer beständigen Rückkopplung unserer Angebote mit Schulen und Unternehmen liegt der Schlüssel zum Erfolg“, zeigt sich Peter Wilhelm überzeugt.  

(Kein) Wildwuchs im gelobten Land

Landrat Volker Boch präsentierte den Teilnehmenden die Projekte des Rhein-Hunsrück-Kreises zur niedrigschwelligen Berufsorientierung. In Zusammenarbeit mit dem Regionalrat Wirtschaft Rhein-Hunsrück e. V. unter der Leitung von Achim Kistner ist die Ausbildungsfibel „Wildwuchs“ bereits in der 10. Auflage erschienen. Darin stellen sich 137 Arbeitgeber mit rund 150 Berufsbildern auf je einer Doppelseite vor. Ergänzt wird Wildwuchs durch eine eigene Webseite und Social Media-Kampagnen. Das Konzept wurde bereits in vielen anderen Regionen in Rheinland-Pfalz adaptiert.

Ein weiteres Projekt ist das „Gelobte Land“, eine crossmediale Kampagne, die junge Familien und potenzielle Rückkehrerinnen und Rückkehrer als Zielgruppe für die Fachkräftegewinnung anspricht. Die Rhein-Hunsrück Region soll dadurch attraktiver gemacht und der Bekanntheitsgrad gesteigert werden. Mit einer Servicestelle in der Kreisverwaltung werden potenzielle Zuzügler in allen Fragen, wie Jobwechsel, beruflichen Neuorientierung und Wohnungssuche, unterstützt.

Kleines Plus mit großer Wirkung

Die Jugendberufsagentur Plus in Mainz-Bingen soll die Jugendlichen auffangen, die die Schule ohne Anschlussperspektive verlassen. Für Landrätin Dorothea Schäfer darf dieses Potential nicht verschenkt werden. Die Arbeitslosenquote im Landkreis sei bei den 15- bis 24-jährigen mit 4,2 % besonders hoch. Eine große Herausforderung sei es, an diese Zielgruppe heranzukommen. Mit der Jugendberufsagentur Plus werden alle wichtigen Akteure zusammengebracht, um diese Jugendliche zu erreichen. Es ist ein Zusammenschluss der Agentur für Arbeit, Jobcenter und dem Jugendamt mit dem Ziel, die Angebote aufeinander abzustimmen, so dass die Hilfen wie aus einer Hand angeboten werden können. Das Plus bedeutet, dass es eine zusätzliche Koordinierungsstelle gibt, die Strukturen zur Vernetzung schafft und die Zusammenarbeit organisiert. Aufsuchende Arbeit nimmt zudem Jugendliche in den Blick, die von den Regelstrukturen nicht mehr erreicht werden können.

Gütesiegel für Unternehmen

Das vom Leiter der Wirtschaftsförderung Pirmasens Mark Schlick vorgestellte Projekt „Pro Fachkraft Westpfalz“ soll nicht nur ein Gütesiegel für die ortsansässigen Unternehmen sein, sondern gleichzeitig die Unternehmen in der Region im Wettbewerb um qualifiziertes Personal positionieren. Das Konzept sieht eine dreistufige Befragung der Unternehmen vor, in der nicht nur die Hausspitze und Belegschaft, sondern auch Schülerinnen und Schüler zu Wort kommen. Die Unternehmen stellen sich in den Schulen mit kurzen Pitches vor, nach denen die Firmenauftritte bewertet werden. Schneidet ein Unternehmen schlechter als mit der Note 3,7 ab, bekommt es ein Coaching der Wirtschaftsförderung. Bei einer guten Bewertung erhält es das Gütesiegel Pro Fachkraft Westpfalz.

Vom Schlüssel zum Schlüsselbund

Der rege Austausch untereinander zeigte, dass die Kommunen einiges voneinander lernen können. Gute Ansätze, die kommunale Bildungslandschaft für die Fachkräftesicherung zu nutzen, entstehen an vielen Orten. Der Tag bot den kommunalen Spitzen zahlreiche Möglichkeiten, gute Praxisbeispiele direkt von den Kollegen kennenzulernen und für die eigene Fachkräftestrategie mitzunehmen.

Impressionen von der Veranstaltung

© Piotr Banczerowski / Transferagentur RLP-SL

Ansprechpartner

Benjamin Koltermann

Teamleitung Kommunikation und Veranstaltungen

Dr. Franziska Ziegelmeyer

Wissensmanagement

Kontakt

Regionalagentur Kommunales Bildungsmanagement Rheinland-Pfalz – Saarland

Domfreihof 1a | 54290 Trier

fon 0651 · 46 27 84 · 0
fax 0651 · 46 27 84 · 99

info@reab-rlp-sl.de
www.reab-rheinland-pfalz-saarland.de

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