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Teil 5: Sozialraumorientierte Bildungsberichterstattung

Warum ist Sozialraumorientierung im Bildungsmonitoring wichtig?

Die Lebens- und Bildungschancen der Menschen, die in Ihren Kommunen leben, sind räumlich ungleich verteilt. An bestimmten Orten konzentrieren sich Faktoren, die es schwieriger machen, eine erfolgreiche Bildungsbiographie zu haben. Dazu gehören beispielsweise eine benachteiligende Sozialisation, Armut, schlechte Erreichbarkeit von Unterstützungsangeboten oder Arbeitsplätzen sowie ausbleibende Investitionen in die Infrastruktur vor Ort.

Mit einem sozialraumorientierten Bildungsmonitoring analysieren Sie, wie sich bildungsrelevante soziodemographische und sozioökonomische Merkmale räumlich in Ihrer Kommune verteilen. Auf diese Weise sollen Ressourcen zielgerichteter und wirksamer eingesetzt und Angebote so geplant werden können, dass sozial benachteiligte Zielgruppen faire Chancen auf Bildungsteilhabe erhalten. Dies trägt dazu bei, dass die Ergebnisse eines Bildungsmonitorings für kommunale Steuerungs- und Planungsprozesse relevant werden.

Dabei ist wichtig, dass Sie mit Ihrem sozialraumorientierten Bildungsmonitoring nicht nur einzelne Ziel- oder Altersgruppen herausgreifen, sondern einen Sozialraum entlang seiner gesamten Bildungskette betrachten, um auch die Übergänge zwischen Bildungsabschnitten oder ihre Voraussetzungen einbeziehen zu können.

Natürlich können Sie mit einer Altersgruppe starten, um zunächst einmal die notwendigen Prozesse für ein sozialraumorientiertes Bildungsmonitoring aufzubauen und dann Schritt für Schritt diesen Ansatz auf andere Gruppen auszuweiten.

Der Raumzuschnitt bzw. die Gliederungsebene Ihrer Daten, den Sie für ein sozialraumorientiertes Bildungsmonitoring wählen, muss zu Ihren Steuerungs- und Planungszielen, aber auch zu Ihrer Zielgruppe passen.

Leitfragen zur Zieldefinition der Sozialraumorientierung

  • Für welche kommunalen Bildungsprobleme brauchen Sie sozialraumscharfe Daten, um sie lösen zu können?
  • Welche Informationen benötigen Sie, um Angebote näher an der Lebenswirklichkeit der Bürgerinnen und Bürger ausrichten zu können?

Zum Thema

Broschüre "Kleinräumige Datenbasierung, Planung und Vernetzung"

Diese Broschüre der Transferagentur Nordrhein-Westfalen gibt wertvolle Hintergrundinfos und inspirierende Praxisbeispiele für die Arbeit mit kleinräumigen Daten.

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Broschüre "Fokus Sozialraum - Auf dem Weg zu mehr Bildungsgerechtigkeit"

Diese Handreichung der Transferagentur Hessen vermittelt, was unter Sozialraum zu verstehen ist und gibt Ihnen wichtige Hinweise und Werkzeuge zum Aufbau eines sozialraumorientierten Bildungsmonitorings.

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Videotutorial "Von Daten zu Karten"

Wie sich Bildungsdaten kleinräumig mithilfe eines kostenlosen Geoinformationssystems visualisieren lassen, lernen Sie in unserem Videotutorial „Von Daten zu Karten“.

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Wie definieren Sie einen für Ihr Bildungsmonitoring relevanten Sozialraum?

Die Sozialraumorientierung des Bildungsmonitorings soll Ihrer Kommune helfen, Ressourcen zielgerichteter zu verteilen und Angebote so zu planen, dass sozial benachteiligte Zielgruppen wirksamer unterstützt werden und faire Chancen auf Bildungsteilhabe erhalten.

Auch wenn es keine allgemeingültige Definition für einen Sozialraum gibt, lohnt es sich, einige Prinzipien zu beachten: Die Zuschnitte von Sozialräumen sollten sich an den Lebenslagen der zu betrachtenden Zielgruppen und entlang der Bildungskette orientieren, um die Voraussetzungen und Folgen einzelner Bildungsabschnitte sichtbar zu machen, z. B. die Konsequenzen gelingender oder fehlender früher Bildung auf die Schule, auf die Unterstützung, die Schülerinnen und Schüler dort erfahren, und die Folgen für ihren Übergang ins Berufsleben.

Es ist vorteilhaft, wenn man auf Individual- und Adressdaten zurückgreifen kann, die es ermöglichen, Sozialräume bei Bedarf auch ohne Rückgriff auf vorhandene administrative Raumzuschnitte zu konstruieren: Problemlagen einzelner Quartiere werden sichtbar, Räume können auf das Einzugsgebiet von Bildungseinrichtungen zugeschnitten werden und spezifische Fragestellungen, die aus Politik oder Fachplanung an Sie gerichtet werden, können beantwortet werden. Meistens erlaubt es die Datenverfügbarkeit aber nur, auf bereits vorhandene Raumebenen der Daten zurückzugreifen, die sich an fest umrissenen Verwaltungsgliederungen wie Verbandsgemeinen, Stadtteilen oder ähnlichem orientieren.

Beachten Sie dabei Folgendes: Umso größer und heterogener der betrachtete Sozialraum ist, desto irreführender können aggregierte Daten sein.

    Blicken wir beispielhaft auf einen einkommensstarken Stadtteil mit einem einzelnen sozial benachteiligten Quartier. Bei der Analyse von Durchschnittswerten wird bei unterstellter Homogenität verdeckt, dass in diesem Stadtteil auch Menschen mit einem hohen bildungspolitischen Unterstützungsbedarf leben. In der Forschung spricht man vom „Problem der veränderbaren Gebietseinheit“.

    Alternativ zur Betrachtung des Sozialraums kann es je nach Ziel und Informationsbedarf sinnvoll sein, den Fokus auf die Bildungseinrichtungen zu legen. Denn die Zusammensetzung z. B. der Schülerschaft einer Schule ist oft ungleich zur Zusammensetzung der Bevölkerung des Umfelds der Schule, weil Schüler:innen aus ganz verschiedenen Gemeinden oder Stadtteilen dorthin kommen.

    Leitfragen zur Definition des passenden Sozialraums

    • Zu welchem Steuerungszweck benötigen Sie (welche?) Informationen über die soziale Zusammensetzung der Kommune und insbesondere über die soziale Belastung einzelner Räume oder Bildungseinrichtungen?
    • Was ist der reale Sozialraum Ihrer Zielgruppe und wie unterscheidet er sich von den Raumgliederungen, die Ihnen zur Verfügung stehen?

    Zum Thema

    Transferjournal "Zahlen bitte"

    In ihrem Transferjournal "Zahlen bitte" hat die Transferagentur Nordrhein-Westfalen viele kommunale Praxisbeispiele veröffentlicht und gibt Einblicke, wie ein Bildungsmonitoring vorgehen kann, um sozialraumorientiert Daten zu analysieren und darauf aufbauend Entscheidungen zu treffen.

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    Handreichung "Kleinräumige Daten - Bildungsdaten gewinnen"

    In dieser Handreichung der Transferagentur Mitteldeutschland geht es um den Gewinn kleinräumiger Bildungsdaten. Durch das Zusammenspiel von Bildungsmanagement und der Bereitstellung von kleinräumigen Daten durch das Bildungsmonitoring können somit sozialräumlich angepasste Programme angestoßen und evaluiert werden.

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    Mikrokosmos Sozialraum

    Mikrokosmos Sozialraum

    Weiterführende Informationen bietet Ihnen der „Mikrokosmos Sozialraum“ der Koordinierungsstelle Bildungsmonitoring mit Vorträgen, Interviews, der Literatursammlung der BiMothek und als besondere Hilfestellung das interaktive SGB-II-Dashboard. Hier stehen Ihnen zur Abbildung sozioökonomischer Belastungen die SGB-II-Quoten fast aller deutschen Gemeinden filterbar als Karten zur Verfügung.

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    Arbeitspakete zum Aufbau eines sozialraumorientierten Bildungsmonitorings

    Im Folgenden möchten wir Ihnen einen Überblick über die Schritte und Arbeitspakete geben, die Sie ohne Anspruch auf Vollständigkeit zum Aufbau eines sozialraumorientierten Bildungsmonitorings führen.

    1. Definieren Sie die für Ihre Kommune relevanten und abgestimmten bildungspolitischen Steuerungs- und Planungsziele.
    2. Lernen Sie die Zielgruppe kennen und beschreiben Sie sie (Bildungskette).
    3. Definieren Sie die Informationen, die sie brauchen und ihren Anwendungszweck.
    4. Stimmen Sie sich mit anderen Akteuren ab, um z. B. den Zugang zu den Daten zu ermöglichen, Fragen des Datenschutzes zu klären oder mehr über die Lebenswirklichkeit der Zielgruppen und Sozialräume herauszufinden.
    5. Finden Sie heraus, welche Datenbestände der amtlichen Statistik oder kommunaler Prozessdaten (näherungsweise) die relevanten Informationen liefern.
    6. Prüfen Sie, auf welchen Gliederungsebenen diese Daten vorliegen.
    7. Analysieren Sie die Daten, um die notwendigen Informationen herauszufiltern und prüfen Sie quantitativ und qualitativ, ob die Daten valide sind, also die Realität widerspiegeln.
    8. Wiederholen Sie diesen Schritt ggf. mit anderen Daten und Raumzuschnitten.
    9. Bereiten Sie die Daten visuell ansprechend und aussagekräftig auf und interpretieren Sie sie zusammen mit Personen aus den entsprechenden Fachbereichen.
    10. Kommunizieren Sie die Ergebnisse in die Steuerungs- und Planungsprozesse.

    Die richtige Interpretation von kleinräumigen Bildungs- und Sozialdaten erfordert Hintergrundwissen über die Situation der Sozialräume und der Zielgruppen. Beziehen Sie daher immer Personen in die Dateninterpretation ein, die die Sozialräume und Zielgruppen gut kennen, um z. B. Fehler oder Artefakte aus der Datenerhebung auszuschließen. Dazu gehören auch diejenigen, die die kommunalen Prozessdaten erheben.

    Zum Thema

    Leitfaden "Bildungsberichterstattung für Landkreise"

    Dieser Leitfaden der Transferagentur Bayern geht auf die Besonderheiten und Herausforderungen des Bildungsmonitorings in Landkreisen ein.

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    Praxistipp "Daten für das Kita-Sozialraumbudget"

    Unser Praxistipp gibt Ihnen ein Schritt für Schritt-Anleitung für die Arbeit mit kleinräumigen Daten am Beispiel eines Index für das Kita-Sozialraumbudget in Koblenz.

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    Studie "Sozialindizes für Schulen"

    In diesem Leitfaden finden Sie die eine Schritt für Schritt-Anleitung mit vielen praktischen Hinweisen zur Datenaufbereitung und Datenanalyse am Beispiel von kleinräumigen Sozialindizes für Schulen.

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    Infothek

    In unserer Infothek finden Sie viele Infos und Anregungen zum Thema "sozialraumorientiertes Bildungsmonitoring".

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    Sebastian Müller

    Kommunale Beratung

    Kontakt

    Regionalagentur Kommunales Bildungsmanagement Rheinland-Pfalz – Saarland

    Domfreihof 1a | 54290 Trier

    fon 0651 · 46 27 84 · 0
    fax 0651 · 46 27 84 · 99

    info@reab-rlp-sl.de
    www.reab-rheinland-pfalz-saarland.de

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